Hallo zusammen!

Zitat von BahnhofVollrathsruhe im Beitrag #2

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Ich erinnere mich noch genau an den Tag, wo ich die Kündigung meiner Führungskraft unter die Nase gelegt hat.

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Den Satz habe ich nicht ganz verstanden - wer hat wen gekündigt?

Zitat von BahnhofVollrathsruhe im Beitrag #2

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Diese Staatsbahn in der heutigen Form...

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Es ist ja keine Staatsbahn. Es ist ja leider ein Privatunternehmen, welches zwar dem Bund gehört, welches aber keinerlei Hoheitsrechte besitzt, da es keine Behörde ist.


Bei solchen Berichten bin ich mitunter sehr zwiespältig. Da werden drei ehemalige Verkehrsminister einer bayerischen Partei gezeigt, denen eine Verantwortung zugesprochen wird. Das Problem zieht sich leider durch die komplette Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Den Todesstoß der (später) beiden deutschen Staatsbahnen gab allerdings das Parlament durch den Beschluss der Privatisierung. Da kann dann auch kein Minister mehr intervenieren. Die dortigen Entscheider sind nicht mehr seine Beamten, bei denen er einen Anspruch auf Gehorsam besaß.
Ob sich ein Vorstand eines Konzernes die Auszahlungen erhöht oder der Rechtsbeistand des Konzernes sich juristischer Winkelzüge bedient, um Investitionen ins Gleisbett so weit zu minimieren, dass die Kosten später trotzdem beim Steuerzahler landen - wenn man sich einen privatwirtschaftlichen Konzern schafft, darf man sich nicht wundern, wenn dieser privatwirtschaftlich agiert. Das ist der Sinn eines privatwirtschaftlichen Unternehmens. Die Gewinnabsicht muss im Vordergrund stehen - alles andere wäre sinnlos.
Als jemand, der die Notwendigkeit privatwirtschaftlicher Unternehmen befürwortet, stehe ich im Gegenzug allerdings für Organisationen, die nicht (!) privatwirtschaftlich agieren. Hier erwarte ich eine Finanzierung aus Steuermitteln, da sie die Grundversorgung der Gesellschaft sichern.
Beispiele:
Polizei
Feuerwehr
Schulen
Polizei, Feuerwehr und Schulen sollen ihre Aufgaben ohne eine monetäre Gewinnabsicht zu erfüllen.

Als wirtschaftliche Staatsbetriebe könnten Post und Bahn natürlich auch Gewinne erwirtschaften (was die Bundespost jahrzehntelang tat). Jedoch stand die öffentliche Daseinsfürsorge gesetzlich verankert im Vordergrund. Jedoch hatte die Bahn sehr viel mehr mit dem Zeitgeist der Verkehrsentwicklung zu schaffen.
Ein Teil der Misere war auch schon zu Staatsbahnzeiten die Gewichtigkeit von Bundespost und Bundesbahn. Die Bundespost wurde vom Bundespostminister vertreten, dessen Ministerium sich voll und ganz auf die Belange dieses Staatsunternehmens konzentrieren konnte. Die Bundesbahn wurde vom Bundesverkehrsminister vertreten. Dieser ist aber auch für andere Verkehrsträger verantwortlich gewesen. Er konnte sein Budget nicht nur der Staatsbahn übertragen. Er durfte diese sogar nicht über alle Maßen bevorzugen! Schifffahrtsverbände (vornehmlich Binnenschifffahrt) oder Luftfahrtsverbände wären gegen eine solche Politik sturmgelaufen. Der ständig wachsende Durst der ständig wachsenden Kfz-Besitzer nach Ausbau von Autobahnen tat sein Übriges, selbst der Bahn wohlgesonnenen Verkehrsministern sprichwörtlich die Pistole auf die Brust zu setzen.

Meine Einwände sollen allerdings nicht den Eindruck erwecken, dass man nicht weit mehr für die Bahn hätte tun können. Die Schuldenlast der Deutschen Bundesbahn von 5 Milliarden D-Mark, über die man sich in den 1980er Jahren so aufregte, würde heutzutage eher ein mildes Lächeln hervorrufen.

Zudem ist der volkswirtschaftliche Schaden noch sehr viel höher. Der Journalismus hat sich angewöhnt, nur die Verluste der DBAG zu verinnerlichen. Das Bundeseisenbahnvermögen zahlt die Versorgung der Beamten von Bundes- und Reichsbahn. Ein Heer von gut ausgebildeten und dienstbeflissenen Beamten wurde durch die Bahnreform oft viel zu schnell zur Untätigkeit verdammt. Das Kapital (Erfahrung und Wissen) dieser Staatsdiener verkam zur ungenutzten Brache unserer Gesellschaft.

Die beiden deutschen Staatsbahnen könnten ganz bestimmt nicht mehr so wirtschaftlich verfahren, wie sie es damals taten. Doch mit der Privatisierung haben wir m. E. den schlechtesten Weg gewählt.


Gruß Martin