Der vierachsige Niederbordwagen als Modell von ROKAL

#1 von rokalisti , 02.09.2012 16:38

Servus,

viele ROKALer behaupten, für dieses Modell gäbe es gar kein Vorbild bei der DB und ROKAL hätte es nur gebaut, weil es so ein Modell von Märklin gab. Nun, es gibt Anzeichen dafür, dass es den Wagen auch bei der DB gab, aber kommen wir lieber zum Modell.

Eigentlich ist der vierachsige Niederbordwagen ein sehr einfaches Modell, das aber durch seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für den Modellbahner interessant ist. Daher kann man eigentlich gar nicht genug von diesen Wagen haben. Ich möchte mich hier aber (weitgehend) auf die offiziellen Varianten beschränken, die von ROKAL laut Katalog angeboten wurden.

Vorgestellt wurde der vierachsige Niederbordwagen im Jahr 1960 noch unter dem alten Nummern-Schema "G 301". Es war das erste vierachsige Güterwagen-Modell von ROKAL überhaupt. Der vierachsige Kesselwagen in den Ausführungen SHELL, ESSO und ARAL erschien erst ein Jahr später.

Das Modell hatte eine LüP von 120mm und eine Ladefläche von 107x25mm, was eine beträchtliche Zuladung erlaubte. Durch die Drehgestelle, die später auch bei anderen Modellen verwendet wurden, hatten die Wagen gute Laufeigenschaften. Die Beschriftung hingegen muss man als ROKAL-typisch spärlich und phantasievoll ansehen.



So sieht der Niederbordwagen im Modell aus


Zum Grundmodell "G 301" wurden zusätzlich zwei Wagen mit Röhren als Ladung angeboten. Diese drei Röhren wurden immer verklebt und die oberste trug die Beschriftung. Leider ist die Zeit an diesen Aufklebern nicht spurlos vorüber gegangen. So findet man heute kaum noch Modelle mit unbeschädigten Aufklebern.

Der Niederbordwagen mit dem Schriftzug "Mannesmannröhren" hatte die Nummer "G 302" und wurde ausschließlich 1960 angeboten.


Ein Jahr länger, also bis 1961, blieb die erste Ausführung des Phoenix-Rheinrohr mit der Nummer "G 312" im Sortiment. Hier war der Schriftzug "PHOENIX-RHEINROHR AG" etwas kleiner als beim Nachfolger ausgeführt (s.u.). Im ROKAL-Katalog von 1962 wurde jedoch noch ein Bild des Modells in dieser Ausführung mit der neuen Nummer 00302 verwendet. Trotzdem muss man davon ausgehen, dass es den Phoenix mit kleiner Schrift nicht mit der Nummer "00302" gab.


Beide Modelle wurden im gleichen Faltkarton ausgeliefert. Dieser zeigte auf den Längsseiten beide Modelle, einmal den Mannesmann- und einmal den Phoenix-Rheinrohr-Wagen



Neben den beiden Röhren-Transportern gab es einen Niederbordwagen, der mit zwei KFZ beladen war. Als Fahrzeuge wurden sog. "Margarineautos" oder "Groschenautos" z.B. der Firmen Manurba und KOHO verwendet. Diese sind im H0-Maßstab gefertigt und damit eigentlich zu groß, waren aber im Gegensatz zu den Wiking-Modellen äußerst preisgünstig in der Anschaffung.
Es gab verschiedene Modelle in allen möglichen Farben und man findet heute praktisch jede Kombination. Offiziell waren die Katalog-Varianten mit zwei Pickups (ohne Anhängerkupplung) sowie einem Porsche und Mercedes-Cabrio. Belegt durch Sammler über ladenneue Modelle in Originalverpackung sind auch der VW-Bus T1 sowie das Käfer-Cabrio. Ansonsten sind der Phantasie bei der Zusammenstellung keine Grenzen gesetzt.

Der Niederbordwagen mit zwei KFZ hatte die Nummer "G 303" und war laut Katalog mit einem grünen und gelben Pickup beladen.


Dieses Bild zeigt alle vier Varianten des vierachsigen Niederbordwagens aus dem Jahr 1960.


Mit der Umstellung auf die neuen ROKAL-Nummern im Jahr 1962 wurde auch eine kleine bauliche Änderung am vierachsigen Niederbordwagen vorgenommen. In der ersten Version (G 301, G 302, G 303, G 312) wurde das Drehgestell durch zwei Schrauben gehalten, wobei die eine auf der Ladefläche sichtbar war. Beim Nachfolgemodell (alle 003xx-Nummern) wurde das Drehgestell von unten mit nur einer Schraube an einem Zapfen am Chassis befestigt. Dieser kleine Unterschied ermöglicht heute die Einteilung der Modelle.
Das Bild zeigt links die erste Version des vierachsigen Niederbordwagens "G 301" und rechts die zweite "00301".


Zudem wurden 1962 neue Faltkartons eingeführt, auf denen die ROKAL-Nummer, die Bezeichnung in vier Sprachen und ein Bild des Modells abgedruckt war.


Ab 1962 wurde mit dem Modell "00302" ein neuer Phoenix-Schriftzug "PHOENIX-RHEINROHR" mit großen Buchstaben eingeführt. Dieses wurde bis 1966 angeboten und dürfte die häufigste Variante sein.


Beim Modell "00303" mit zwei KFZ als Ladung gab es laut Katalog folgende Änderung. Anstatt der beiden Pickups wurden nun ein Porsche und ein Mercedes-Cabrio verwendet. Hier die offizielle Katalog-Version bis 1968.


Im Jahr 1967 wurden zwei neue Röhren-Varianten herausgebracht.

Das Modell "00302" wurde nun mit den Röhren "Thyssenrohr" bestückt.


Zusätzlich gab es einen Röhren-Transporter mit blauen "MANNESMANN" Röhren.


Hier noch einmal eine Übersicht der verschiedenen Varianten des vierachsigen Niederbordwagens.
Sobald sich neue Erkenntnisse ergeben, wird diese Liste überarbeitet.



Nummer Baujahr Mat LüP Fläche Kupplung Ladung Farbe Anmerkung
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
G 301 1960-61 K 120 6kant normal ohne ohne
00301 1962-67 K 120 glatt normal ohne ohne
500301 1968-69 K 120 glatt Gewicht ohne ohne

G 303 1960-61 K 120 6kant normal 2xKFZ bunt Pickup
00303 1962-67 K 120 glatt normal 2xKFZ bunt Porsche 356, MB Cabrio
500303 1968-69 K 120 glatt Gewicht 2xKFZ bunt Porsche 356, MB Cabrio, Käfer Cabrio

G 302 1960 K 120 6kant normal Röhren gelb "Mannesmannröhren", ein Emblem
G 312 1960-61 K 120 6kant normal Röhren gelb "PHOENIX RHEINROHR AG", ein Emblem, kleine Buchstaben
00302 1962-66 K 120 glatt normal Röhren gelb "PHOENIX RHEINROHR", ein Emblem, große Buchstaben, ohne AG
500302 1967-69 K 120 glatt Gewicht Röhren gelb "Thyssenrohr", zwei Embleme, Kupplungsköpfe mit Gewicht
500323 1967-69 K 120 glatt Gewicht Röhren blau "MANNESMANN", ein Emblem

Spalte Nummer : ROKAL-Katalog-Nummer
Spalte Baujahr : Produktionszeitraum mit Übergangsbereich bei Ausstattungswechsel
Spalte Mat : M=Metallausführung, K=Kunststoffausführung, M/K=Metall-Oberteil/Kunststoff-Unterteil, K/M=Kunststoff-Oberteil/Metall-Unterteil
Spalte LüP : Länge über Puffer in Millimeter
Spalte Fläche : 6kant=Ladefläche mit Sechskant-Drehgestellschrauben, glatt=Ladefläche glatt
Spalte Kupplung: normal=normaler Kupplungskopf, Gewicht=Kupplungskopf mit Gewicht
Spalte Farbe : Farbe Ladung/Schriftzug


Gabi: Text angepasst und Übersicht erweitert


Grüße, Stefan


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zuletzt bearbeitet 18.09.2012 | Top

RE: Der vierachsige Niederbordwagen als Modell von ROKAL

#2 von pepinster , 02.09.2012 19:08

Zitat von rokalisti im Beitrag #1
... für dieses Modell gäbe es gar kein Vorbild bei der DB und ROKAL hätte es nur gebaut, weil es so ein Modell von Märklin gab. Nun, es gibt Anzeichen dafür, dass es den Wagen auch bei der DB gab...



Hallo zusammen,

Märklin hat 1953 einen vierachsigen Rungenwagen herausgebracht, der der Verbandsbauart zugerechnet wird und dem Gattungsbezierk Köln zugeordnet wurde (Schienentransportwagen). Die Drehgestelle sind dem Vorbild gemäss solche der Verbandsbauart.
Für dieses Fahrgestell des Mä 4516 hat Märklin gleichzeitig einen Niederbordaufbau konstruiert, um kostengünstig ein weiteres Modell (Mä 4514) ins Sortiment zu nehmen.

Der Wagen ähnelt vom Grundtyp den in Frankreich verkehrenden T.P. Wagen mit niedrigen Bordwänden (z.B. Jouef 652)

http://lestrainsjouef.free.fr/img/zoom/jf652.jpg

Solche Wagen kamen in großer Zahl nach dem ersten Weltkrieg aus den USA nach Frankreich zum Wiederaufbau. Dort sind sie als "TP"-Wagen bekannt, das steht für "Travaux Publics" und bedeutet in etwa "öffentliche Arbeiten", gemeint ist das damalige "Verkehrsministerium", das die Wagen erhielt und an die Privatbahnen (Vorläufer der SNCF) weitergab.

Rokal hat seinem Modell nun amerikanische Drehgestelle spendiert, aber modernere, als sie vor 1920 üblich waren.

Da Niederbordwagen mit grosser Ladefläche einen hohen Spielwert haben, waren solche Wagen für die populären Hersteller Märklin (D, H0), Jouef (F, H0) und Rokal (D, TT) gleichermassen interessant.

Die Anzeichen, dass es Wagen nach Rokal- oder Märklin-Auslegung bei der DB gab, würden mich interessieren.

Gruss von
Axel


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RE: Der vierachsige Niederbordwagen als Modell von ROKAL

#3 von PLASTICOL , 05.09.2012 08:33

Hallo Rokal- und Märklin-Freunde,
MÄ hatte bereits um 1937 einen 4-achsigen Niederbordwagen / Blech ( Wagen No. 391 ) und einen Planewagen mit gleichem Aufbau ( + Spannbogen , No.393 ) produziert .
Ab 1953 erfolgte die Herstellung des KS-Modells mit der Wagennummer 496 391 , Modell No. 4514 .

Woher ROKAL und MÄRKLIN ihre "Originale" nahmen , bleibt - jedenfalls mir - auch nach Wälzen von DB-Lektüren und Obermayers "Güterwagen der DB" schleierhaft.... mag sein, dass es zu Zeiten der Länderbahnen bzw. der DRG diesen Wagentyp gegeben hat .

Evtl. werden wir hier ja noch schlau gemacht.

Viel Erfolg bei der Suche!
Frdl.Gruß von
HaMü


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RE: Der vierachsige Niederbordwagen als Modell von ROKAL

#4 von PLASTICOL , 05.09.2012 08:36

p.s.:
Die Foto - und Textfolge zu den ROKAL-Modellen ist jedenfalls sehr beeindruckend und informativ ;
mein Kompliment an rokalisti --- dankeschön!


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RE: Der vierachsige Niederbordwagen als Modell von ROKAL

#5 von rokalisti , 06.09.2012 21:00

Hallo Axel,

ich habe ewig nach dem Bild gesucht, das mich zu der gewagten Aussage bewogen hat, dass es möglicherweise Anzeichen eines Vorbildes für den vierachsigen Niederbordwagen gibt. Und jetzt habe ich das Bild samt Link zu Drehscheibe Online gefunden.

Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1958 und wurde in Lübeck vom dänischen Fotografen P.E.Clausen gemacht.

Es zeigt einen vierachsigen Niederbordwagen mit Drehgestellen amerikanischer Bauart (siehe ROKAL-Modell) und vor allem ein DB Symbol mit Wagennummer. Ich kann nicht beurteilen, ob es sich nun wirklich um einen Wagen der DB handelt. Möglicherweise ist es ein ausländischer Wagen, der zufällig mit DB beschriftet ist. Mich hat die Aufnahme seinerzeit aber schon stutzig gemacht.

Hier der Link zum Beitrag im Forum "Drehscheibe Online"
http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?17,4869108,page=all
Man kann das Bild nicht direkt verlinken, aber man findet es am Ende des vierten Beitrags (Re: Lübeck 1958 in Farbe, 4. Teil) und es ist beschriftet mit "492131 XXo 49 - Lübeck 3/1958, P.E.Clausen"


Grüße, Stefan


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RE: Der vierachsige Niederbordwagen als Modell von ROKAL

#6 von pepinster , 06.09.2012 21:17

Hallo Stefan,

super! und Dank fürs Ausfindigmachen! Eindeutig ein Güterwagen, der von den US-Truppen nach Europa gebracht wurde (WK 2).

Der Wagen hat mit dem Rokalwagen eingermassen gute Ähnlichkeit, jedoch mit dem Märklin-Waggon fast nichts gemeinsam (Drehgestelle, Unterzüge).
Rokal hat beim Drehzapfenabstand geschummelt und die Unterzüge auch reichlich massiv gestaltet.

Fleischmanns 5262 ist etwas dichter dran, bildet aber auch nicht genau den selben Vorbildtyp nach.

Gruss von
Axel


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RE: Der vierachsige Niederbordwagen als Modell von ROKAL

#7 von tischbahn , 06.09.2012 21:44

Zitat von pepinster im Beitrag #
Hallo Stefan,

.....jedoch mit dem Märklin-Waggon fast nichts gemeinsam (Drehgestelle, Unterzüge).

Gruss von
Axel



Hallo Axel,
.....guggsdu Märklin 391, letzte Version. Also ich sehe da schon Ähnlichkeiten.



Gruß,
Horst


 
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RE: Der vierachsige Niederbordwagen als Modell von ROKAL

#8 von martin67 , 06.09.2012 21:50

Hallo,

Ähnlichkeiten sind da durchaus da, ein Flachwagen mit niedrigen Bordwänden halt. Aber, es fängt schon bei den Drehgestellen an, Märklin hat Diamond (Arch Bar), der Besatzngswagen Bettendorf (Rokal auch Bettendorf). Die meisten Modelle sind zu breit, sie entsprechen nicht dem britischen Lichtraumprofil, wie die Vorbild-Besatzungswagen.

Der 4-achs Standardniederbordwagen wurde halt einfach von den Modellbahnherstellern gebaut, irgendwie. Völlig egal, ob ein bestimmtes Vorbild da war.

Schöne Grüsse,

Martin


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RE: Der vierachsige Niederbordwagen als Modell von ROKAL

#9 von PLASTICOL , 07.09.2012 21:00

Tolle Fotos dort - danke an Per !

Dass es tatsächlich mal diese Regelbauart bei der DB gegeben hat - donnerlüttchen !

Die sog. X-Wagen , laut Definition der Bahn " Offene Wagen mit niedrigen Wänden unter 80 cm " , finden sich noch ( theoretisch ) in deren Güterwagen-Übersicht vom 1.5.1965 :

XX = also doppelte Wagenlänge
o = feste Wände, höher als 40 cm

Die XX-Wagen hatten i.d. Epoche III a/b die Nummern 490 000 - 497 999 und wurden Mitte der Sechziger in die Klassen 3 880 000 - 388 9 099 ( Baugruppe "K" ) eingereiht.
Ob sie damals noch in Gebrauch waren oder bereits ausgemustert , darüber habe ich leider ( noch ) nichts finden können ...

Gruß,
HaMü


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