Kibri und das Zeppelin-Fieber

#1 von Dieter Weißbach , 25.02.2012 10:56

Hallo,

dank der Bilder der beiden Kibri-Schaustücke 52/30 und 52/50 von 1930/32 wurden wir wieder an die Zeit der großen Zeppeline erinnert.

Bereits vor und im ersten Weltkrieg wurden große Starrluftschiffe in größeren Stückzahlen gebaut und eingesetzt. Die eigentliche Blütezeit der Zeppeline entwickelte sich zwischen den beiden Weltkriegen.

- Die LZ 126 (Länge 200 m) wurde in Friedrichshafen gebaut, 1924 als Reparationsleistung in die USA überführt und dort bis 1932 als USS Los Angeles eingesetzt. Sie wurde stillgelegt und 1939 abgewrackt.

- Die LZ 127 Graf Zeppelin (Länge 236 m, Durchmesser 30 m) gilt als erfolgreichstes Starrluftschiff und war von 1928 - 1937 im Betrieb. Sie unternahm zunächst zahlreiche Erkundungs- und Langstreckenfahrten und verkehrte von 1931 - 1937 im regelmäßigen Passagierverkehr zwischen Deutschland und Brasilien. Die Stilllegung der LZ 127 erfolgte 1937 nach der Katastrophe der LZ 129 in Lakehurst, da auch sie für Wasserstoffgas konstruiert wurde. Sie wurde im April 1940 abgewrackt.

- Die LZ 128 war als Schwesterluftschiff der LZ 127 geplant. Das Projekt wurde nach dem Wasserstoffgasbrand der britischen R101 im Oktober 1930 gestoppt.

- Die LZ 129 Hindenburg war mit einer Länge von 245 m und einem Durchmesser von 41 m das größe Luftschiff aller Zeiten. Sie hatte im März 1936 ihren Erstflug und war bereits für das unbrennbare Helium konstruiert, musste aber aufgrund der nicht erfolgten Heliumlieferung aus den USA mit Wasserstoffgas befüllt werden. Ihre Größe und ihre luxuriöse Innenausstattung machten sie überaus populär. Nach nur gut einem Jahr Einsatzzeit verbrannte die LZ 129 am 6. Mai 1937 bei der Landung in Lakehurst bei New York. Das Wasserstoffgas hatte sich in einem Gewitter entzündet, 36 Menschen kamen zu Tode. Diese Katastrophe führte auch zur Stilllegung der LZ 127.

- Die LZ 130 Graf Zeppelin II war ein Schwesterschiff der LZ 129 und wurde vom September 1938 bis August 1939 für Probe-, Propaganda und Spionagefahrten eingesetzt. Sie war nach der Katastrophe von Lakehurst nicht für den Passagierverkehr zugelassen, da auch sie mit Wasserstoffgas anstelle des geplanten Heliums befüllt werden musste. Sie wurde im April 1940 abgewrackt.

- Zwei große amerikanische Starrluftschiffe, die USS Akron und die USS Macon, beide 239 m lang, waren nur von 1931 - 1933 und von 1933 - 1935 im militärischen Einsatz und gingen bei Abstürzen über dem Meer verloren. Sie wurden unter Beteiligung der deutschen Zeppelinkonstrukteure gebaut und waren bereits mit Helium gefüllt.


In den Jahren 1928 - 1937 hatte das Zeppelin-Fieber seinen Höhepunkt, maßgeblich durch die erfolgreichen Fahrten der LZ 127 Graf Zeppelin angefacht und jäh durch die Katastrophe der LZ 129 Hindenburg gestoppt.

Kein Wunder, das Kibri dieses populäre Thema 1930/32 aufgriff und zwei Schaustücke mit Zeppelinen zur Schaufensterdekoration anbot.


Die Frage ist nun, welche Zeppeline hat Kibri für diese Schaustücke verwendet ?

1.) Die Firma Tippco / Tipp & Co. baute in den 1930er Jahren Blech-Zeppeline. Sie wurden in den Längen 34 cm, 44 cm, 54 cm und 64 cm angeboten. Im Netz kann man Bilder der Tippco -Zeppeline D-LZ 127 Graf Zeppelin, D-LZ 129 Hindenburg und D-LZ 130 Graf Zeppelin (ohne Zusatz II) finden.

- Waren das die Zeppeline, die Kibri verwendete ?
- Welche Zeppelingrößen wurde für die Kibri-Schaustücke verwendet ?
- Vielleicht kann uns jemand ein paar Bilder der Tippco-Zeppeline zeigen ?


2.) Auch Märklin baute in den 1930er Jahren Zeppeline aus Blech. Als Replik wurde 1999 die D-LZ 130 Graf Zeppelin II unter der Katalognummer 11400 produziert. Diese Replik ist rd. 60 cm lang und hat einen Durchmesser von 11 cm.


3.) Oder hat Kibri sogar einen eigenen Zeppelin gebaut ?


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#2 von toy-doc , 27.02.2012 02:11

Moin zusammen!
Dies mal kostenlos und unverbindlich zur bloßen Illustration...
vom toy-doc












Gruß
toy-doc


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#3 von Dieter Weißbach , 27.02.2012 07:11

Hallo toy-doc,

herzlichen Dank für diese tollen historischen Aufnahmen.

Es handelt sich - bis auf das ODOL-Luftschiff - um die D-LZ 127 Graf Zeppelin. Sie ist im Gegensatz zur D-LZ 129 Hindenburg etwas schlanker und hat eine größere Steuer- und Passagierkanzel unter dem Bug. Bei der D-LZ 129 Hindenburg und der D-LZ 130 Graf Zeppelin II gab es eine etwas kleinere Steuerkanzel und zwei aus dem Rumpf seitlich herausragende Fensterbänder für die Passagierräume (die Graf Zeppelin II erhielt aber keine Genehmigung für die Passagierbeförderung).

Gibt es eine Idee, wo die Aufnahmen entstanden sind ?


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#4 von Gelöschtes Mitglied , 27.02.2012 11:06

Hallo,

Postkarten mit Zeppelinen drauf gibt es wohl von jeder grösseren Stadt, egal ob da wirklich ein Zeppelin war oder nicht. Weil es gerade Mode war, wurden sie ganz einfach rein retuschiert. Später war es dann die Tante JU. Ich kenne solche Postkarten auch von meiner Stadt.

MfG Lastra



RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#5 von toy-doc , 27.02.2012 14:36

Es handelt sich nicht um Postkarten sondern um Fotoabzüge, meist im Format 6 x 9 cm. Ich habe sie vor ein paar Jahren von einem Kollegen aus Bayern bekommen, könnte mir aber vorstellen, daß sie ursprünglich aus dem westdeutschen Raum stammen - evtl Ruhrgebiet. Es befinden sich auch diverse Aufnahmen von Ballonstarts dabei. Entstanden sind sie wohl alle nach 1933.
Zum Vergleich noch eine Postkarte, die laut Aufschrift ca 50 Jahre nach ihrer Entstehung verschickt wurde - ein Kuriosum im Format 9 x 14 cm.

Viel Spaß beim Ansehen wünscht
toy-doc




Gruß
toy-doc


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#6 von Dieter Weißbach , 27.02.2012 22:45

Hallo toy-doc,

das letzte Bild ist in Friedrichshafen auf dem Gelände der Zeppelin-Werft aufgenommen.

Die beiden Hallen mit den abgeschrägten Toren sind typisch für Friedrichshafen.
Bei der linken Halle laufen die Tore in seitlich herausragenden Fachwerkträgern,
die Kibri beim Nachbau der eigenen Luftschiffhalle inspirierten.


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#7 von Dieter Weißbach , 28.02.2012 19:08

Hallo,

offen war ja bislang die Frage, ob Kibri für die Schaustücke eigene Zeppeline baute.

Ich denke, wir können diese Möglichkeit ausschließen.

1.) Wie mir Dr. Christian Väterlein heute in einem Telefonat sagte, sind ihm keine entsprechenden Hinweise bekannt. Er kann es sich auch nicht vorstellen, dass Kibri eigene Zeppeline baute.


2.) Ich halte es aus Sicht der Fertigungstechnik und aus kaufmännischer Sicht ebenfalls für sehr unwahrscheinlich, dass Kibri eigene Zeppelin baute. Kibri hat nur sehr einfache Werkzeuge für die Blechbearbeitung verwendet und hatte keine aufwändige Maschinenausstattung. Kibri konnte Schneiden, Stanzen, Abkanten, Löten bzw. später Punktschweißen. Kibri hat aber kaum Prägeteile gefertigt. Es wurden Fenster ausgestanzt und als Höhepunkt eine Tür geprägt.

Ein so kompliziert geformter Zeppelin hätte sehr aufwendige Presswerkzeuge erfordert, die wiederum nur mit größeren Pressen verwendet werden können. Große Pressen gab es aber m.W. nicht bei Kibri. Außerdem lohnt sich das Aufwand für die Presswerkzeug-Erstellung nur bei größeren Stückzahlen. Die Schaustücke mit den Zeppelinen sind aber wohl kaum in nennenswerten Stückzahlen an die Spielzeughändler verkauft worden. Eine Größenordnung von 500 - 1.000 Schaustücken erscheint realistisch, und davon vielleicht rd. 200 - 400 Zeppeline.

Es sind bislang auch noch keine Kibri-Zeppeline gefunden worden. Ich vermute daher eher, dass Kibri die wenigen Zeppeline für die Schaustücke von einer anderen Firma zugekauft hat. Die damals schönsten Zeppeline hatte Tippco gebaut, man kann also annehmen, dass Kibri die Zeppeline von Tippco bezogen hat.


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#8 von AG Tinplate Spur 1 , 28.02.2012 19:54

hallo Dieter und Kollegen,

zunächst danke für Deine weiteren Erkundigungen Dieter. Auch wenn Kibri immer wieder für eine kleine Überraschnung gut ist, ich glaube auch nicht an die eigene Zeppelinherstellung.

Was die tollen Schaustücke, die wir ja nun gerade zumindest schon mal bildlich zusammentragen, angeht....

........ist ein deratiges Schaustück - ggf. auch als Fragment - überhaupt schon mal in den letzten Jahren irgendwo aufgetaucht ??? Gibt es hier bei den Kollegen im Forum dazu irgendwelche weiteren Anhaltspunkte ??

Gibt es irgendwo auf Abbildungen alter Spielzeuggeschäfte der Vorkriegszeit auch etwas zu diesen Schaustücken zu sehen ???

Dieter, ob die von die vermutete Stückzahl tatsächlich so wahrscheinlich ist, das wäre schon bemerkenswert. Ich denke aber eher weniger.

Fragen über Fragen....

Viele Grüße.. Michael...


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#9 von Dieter Weißbach , 28.02.2012 21:07

Hallo Michael,

ich habe die Schätzung zu den verkauften Schaustücken nochmal geprüft:

Das Deutsche Reich hatte um 1930 eine Einwohnerzahl von rd. 65 Mio (also deutlich weniger als heute mit rd. 82 Mio.). Nun kann man überlegen, wieviel Einwohner im Schnitt um 1930 von einem Spielwaren- (oder damals Elektro-) Geschäft versorgt wurden, dass sich eine besondere Schaufenster- oder Laden-Dekoration anschaffen konnte und wollte. Man muss auch beachten, dass Deutschland 1930/32 unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise litt und die Bevölkerung andere Probleme hatte, als sich Modelleisenbahnen zu kaufen.

In Städten mit rd. 10.000 Einwohnern (zzgl. 10.000 Einwohnern im Umland) wird es vermutlich einen Laden gegeben haben, der Eisenbahnen und Zubehör anbot. In größeren Städten mit z.B. 100.000 Einwohnern wird es sicher nicht mehr als zwei oder drei spezialisierte Geschäfte oder Kaufhausabteilungen gegeben haben. Ein Mindestmaß an Kaufkraft musste vorhanden sein, damit sich das Sortiment lohnte.

Ich schätze mal, dass ein größeres Spielwarengeschäft im Schnitt 30.000 - 50.000 Einwohner versorgte. Wenn man diesen Mittelwert über das Reichsgebiet verteilt, kommt man auf eine Zahl von rd. 1.500 Spielwarengeschäften. Vielleicht kann man diese Schätzung über die Deutsche Spielwarenzeitung überprüfen. Nur wenige dieser Geschäfte werden sich mehrere Kibri-Schaustücke gekauft haben, viele werden auch kein einziges gekauft haben.

Die Zahl 1.000 verkaufte Schaustücke könnte als ungefähre obere Schätzung angenommen werden, um ein Gefühl für die Dimension zu bekommen. Die Zahl 100 ist zu klein, die Zahl 10.000 ist zu groß. Dann stellt sich die Frage, wie oft das Flughafen-Schaustück mit dem Zeppelin verkauft wurde. Da die Spielwarenhändler eher ihre Eisenbahnen verkaufen wollten, dürfte der Flughafen mit dem Zeppelin tatsächlich nicht so verbreitet gewesen sein. Man kann also annehmen, dass sich die Zahl der benötigten Zeppeline im unteren dreistelligen Bereich bewegt haben dürfte (dafür hätte sich ein eigener Formenbau bei Kibri nicht gelohnt).

Ob Kibri die Schaustücke auch an Privatpersonen abgegeben hat ? Warum nicht, letztendlich waren die Schaustücke ein Versuch, den stockenden Absatz während der Wirtschaftskrise zu fördern.

Dr. Väterlein ist kein erhaltenes Original eines Kibri-Schaustücks bekannt. Er selber hatte für eine Ausstellung einmal ein Schaustück nachgestellt.


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#10 von Blech , 29.02.2012 16:49

Dieter,
Siehste, mein Tipp Christian Väterlein ist nicht nur bei Kibri erfolgverprechend.
Die Zahl der Zeppelin-Hersteller war hoch! Du findest in den Zwanzigern und frühen Dreissigern fast bei jedem Blechhersteller einen Zeppelin. Die Bücher "Die Anderen Nürnberger" helfen da weiter -aber es gibt noch viele andere...Bing, seltsam, da ist mir kein Zeppelin bekannt!
Du hattest nach einem Farbfoto dieses Schaustücks gefragt -wenn es das geben sollte, muss es farblich nicht stimmen. Damals wurden solche Fotos "handcoloriert".
Hallen sind auch in Privathand bekannt. Die gab es auch schon auf Auktionen. Man müsste mal einen Aufruf starten.
Dann ist da auch noch das Zeppelin-Museum in Neu-Isenburg OT Zeppelinheim bei Frankfurt-Main.
Ich will mal in Gaggenau am Wochenende fragen, ob jemand helfen kann.
Zur Stückzahl des Schaustücks: Nein, so viele, wie Du annimmst, werden es wohl nicht gewesen sein -das Ding hat doch wenig Spielwert. Es war wohl ein Schaustück für Händler.
Kibri hatte zu dieser Zeit jährlich wohl ein oder zwei dieser Schaustücke im Katalog.
Frage doch noch mal Christian, ob er von seinem Nachbau ein Foto hat -auch das kann weiterhelfen.
So, das ist dazu im Moment alles, was mir einfällt.
Allen schöne Grüße aus Hessen
Botho


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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#11 von Eugen & Karl , 29.02.2012 18:55

Hallo,

auch aus Göppingen kamen ab 1929 wieder Luftschiffe
(vergl. N. Rietsch, F. Rinderknecht, B. Schenck/Märklin Flugzeuge und Luftschiffe/Druckausgabe aus www.tinplatefan.ch /Wabern 2002).

Ein weiterer Beleg für Märklins Sonderanfertigungen auf diesem Gebiet ist eine Luftschiff LZ 129, dass 2008 am Markt war
(Lankes Auktion März 2008, Position 6312).

Auch im Norden Deutschlands gibt es mit dem deutschen Luftschiff- und Marinefliegermuseum in Nordholz eine wichtige Anlaufstelle.


Viele Grüße


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#12 von Dieter Weißbach , 29.02.2012 19:29

Hallo Botho,

vielen Dank. Christian Väterlein hatte nicht das Flughafen-Schaustück nachgestellt, es war ein anderes. Ich frage nochmal nach.

Bing hatte wohl ältere Zeppeline gebaut. Als mit der LZ 127 ab 1928 das neue Zeppelin-Fieber ausbrach, war Bing nicht mehr richtig handlungsfähig.


Hallo Bodo,

auch Dir vielen Dank. ich habe mal das Unterkapitel mit den Zeppelinen direkt verlinkt:

http://www.tinplatefan.ch/WWW/LIGONET/ku...98?OpenDocument

Interessant, dass Märklin damals alle neuen deutschen Zeppeline als Modell baute: die LZ 127 mit 40 cm, die LZ 129 mit 40cm und die LZ 130 mit 60 cm Länge. Allerdings ist selbst das für 00 / H0 nicht mal annähernd maßstäblich. Bei 1:90 hätte ein Modell der LZ 129 eine Länge von 277 cm und einen Durchmesser von 45 cm gehabt. Dies würde eine 00-Anlage erschlagen.

Wenn ich mir die Bilder der Märklin-Zeppeline anschaue, glaube ich nicht, dass sie für die Kibri-Schaustücke verwendet wurden. Zumindest nicht bei "Ablieferung". Was später in den Läden passierte, steht auf einem anderen Blatt.


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#13 von Blech , 01.03.2012 08:22

Dieter -wieso Baugröße 00?
Wer sagt denn, dass es sich bei dem Schaustück um Baugröße 00 handeln muss?
Ist das nicht eher Baugröße 0 -wie auch klar ersichtlich bei den mit Bahnen bestückten Schaustücken im Katalog 1932.
Nochmals zum Zeppelin aus möglicher Kibri-Fertigung: So ganz schreibe ich das noch nicht ab. Denn schließlich ist ja auch die Zeppelinhalle von Kibri.
Schöne Grüße nach Berlin
Botho


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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#14 von Dieter Weißbach , 01.03.2012 08:36

Hallo Botho,

klar, 1930 gab es nur die Bing Tischbahn. Die Kibri-Schaustücke besitzen Gebäude und Zubehöre, die zur Spur 0 bzw. Spur 1 Bahn gehören

Mein Vergleich mit der Spur 00 sollte demonstrieren, was für ein Ungetüm über einer 00-Bahn schweben würde, wenn man einen Zeppelin wie die LZ 129 Hindenburg maßstäblich bauen würde. Das würde jeden Rahmen sprengen. Bei einer Spur 0 oder Spur 1-Bahn wäre das Verhältnis noch krasser, weil die großen Bahnen aus Platzgründen stärker verkleinert werden mussten.

Mit der Einschätzung, dass Kibri keinen Zeppelin selber gebaut hat, bin ich mir recht sicher. Dies hätte aus fertigungstechnischer Sicht und aus kaufmännischer Sicht keinen Sinn ergeben (Begründung siehe oben). In einer Notzeit wie 1930 investiert man nicht in eine erhebliche Aufstockung des Maschinenparks oder steckt soviel Kraft in ein derartiges Perojekt.


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#15 von Dieter Weißbach , 05.03.2012 08:31

Hallo liebe Zeppelin-Freunde,

gestern fand ich beim Surfen einen sehr interessanten Aufsatz über die Entwicklung und die Konstruktion der Zeppeline. Er beschreibt u.a., wie die Fortschritte bei der Entwicklung belastbarer Aluminiumlegierungen (Duraluminiuml) und des konstruktiven Leichtbaus die großen Zeppeline ermöglichten.

Mirko Baum
Die Kathedralen des Aluminiumzeitalters
Entwicklung und Konstruktion der starren Luftschiffe

http://ke.arch.rwth-aachen.de/ke_03/arch...lumi/alumi.html


Mirko Baum weist in seinem Aufsatz auf die Abhängigkeit zwischen den Abmessungen der beiden berühmtesten Zeppeline LZ 127 Graf Zeppelin und und LZ 129 Hindenburg und den jeweils verfügbaren Fertigungshallen in Friedrichshafen hin. Er schreibt zur LZ 127, deren Bau im Januar 1927 begann und die im September 1928 ihre erste Fahrt absolvierte:

Die langgestreckte und vielbewunderte Form dieses Luftschiffes entstand aus der Not. Die Schlankheit des Schiffes musste sich der grössten, in Friedrichshafen verfügbaren Halle unterordnen, die einen grösseren Durchmesser als 30,5 m nicht erlaubte. Damit konnte das optimale Streckungsverhältnis (grösste Durchmesser : Länge) von 1 : 6, bei einem Volumen von mehr als 100.000 cbm, nicht erreicht werden. So bekam die LZ 127 ein Streckungsverhältnis von 1 : 7,8, um das notwendige Gasvolumen fassen zu können. Bei einer Länge von 236,6 m und einem Durchmesser von 30.5 m fasste sie 105.000 cbm Gas.

Zur Konstruktion der LZ 129, die für die Befüllung mit Helium konstruiert war und einen deutlich größeren Rumpfdurchmesser besaß, schreibt Mirko Baum:

Da die Tragfähigkeit des Heliums etwas geringer ist als die des Wasserstoffes (1 kg/cbm gegenüber 1,13 kg/cbm bei Wasserstoff), waren die Entwurfsänderungen so umfangreich, dass man es für nötig gehalten hatte, dem Projekt eine neue Bezeichnung zu geben – LZ 129.

Verantwortlich für die Konstruktion, für die in Friederichshafen eine neue Halle gebaut wurde, waren Dr. Ludwig Dürr, der schon seit 1899 Zeppelinerfahrung hatte und Dr. Arthur Foerster, der für die Statik zuständig war. Die geräumige neue Halle machte es diesmal möglich, das ideale Streckungsverhältnis 1 : 6 zu erreichen, sodass die LZ 129 mit 245 m Länge, dem Durchmesser von 41,2 m und einem Gasvolumen von 200.000 cbm, nur um 9 m länger zu sein brauchte, als ihre um 10,7 m schlankere Schwester LZ 127.


Die Planungen für die LZ 129 begannen im Herbst 1930; im Herbst 1931 wurde mit dem Bau begonnen. Im März 1936 fand die erste Probefahrt statt.


Gestern stellte uns Swiss-Tinplater freundlicherweise Bilder der Kibri-Flughafen-Gebäude zur Verfügung. Auf der Stirnseite der Zeppelinhalle steht deutlich sichtbar "Zeppelin 129".

Man kann davon ausgehen, dass die Konstruktion eines so riesigen Luftschiffes um 1930/32 die öffentliche Diskussion befügelten. 127 und 129 waren damals nicht nur dreistellige Zahlen. Damals waren damit Emotionen und Begeisterungen verbunden, genauso wie heute vielleicht bei den Zahlen 911, 747 oder 380.

Die Frage ist nun, kann man aus der Zahl 129 auf der Zeppelinhalle ableiten, wie lange die Zeppelinhalle von Kibri gebaut wurde ?


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#16 von Dieter Weißbach , 07.03.2012 22:56

Hallo liebe Zeppelin-Freunde,

offensichtlich ist es uns gelungen, weitere Informationen zum Kibri-Schaustück Flughafen zu erhalten.




Das Suchbild von gestern, das Achim so vorbildlich interpretierte, zeigt deutlich eine 129 auf der Zeppelinhalle. Dies bedeutet, dass das Bild zum Schaustück Flughafen frühestens im Herbst 1930 entstanden sein konnte. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Planung der Wasserstoff-LZ 128 aufgegeben und die Planung der Helium-LZ 129 begonnen.

Es ist sogar noch wahrscheinlicher, dass das Bild zum Schaustück Flughafen frühestens im Herbst 1931 entstand (dem Baubeginn der LZ 129). Planungen gab es in dieser Zeit viele, aber aus finanziellen Gründen wurden nur wenige Projekte realisiert.




Das zweite Bild zeigt den Zeppelin des Bildes etwas genauer. Es fällt auf, dass dieser Zeppelin nicht die typischen engen Linien in Längsrichtung hat, die man von den Tippco-Zeppelinen kennt.

Noch ein Hinweis: das komplette Schaustück 52/30 wurde damals den Einzelhändlern für 175,-- RM (netto) angeboten, ohne Zeppelin für nur 150,-- RM (netto). Die Umsatzsteuer betrug im Jahr 1935 lediglich 2,00 %, um 1930 wird der Prozentsatz ähnlich gewesen sein (man will es kaum glauben, wenn man an die heutigen 19,00 % denkt). Daraus folgt, dass der Zeppelin allein dem Händler ca. 25,-- RM gekostet haben wird. Der Preis für Endverbraucher wird natürlich höher gewesen sein, wobei wir nicht wissen, ob die kompletten Schaustücke überhaupt dem Endverbraucher angeboten wurden.

Nun sind die Zeppelin-Spezialisten gefragt, die im Besitz von Katalogen mit Preisen sind.


Anmerkungen: Es ist zu beachten, dass wir uns mit den Jahren 1930 und 1931 in einem Zeitraum bewegen, in dem Deutschland voll von der Weltwirtschaftskrise erfasst wurde. So war z.B. der Spielwarenbereich von Bing bereits im Insolvenzverfahren, im Jahr 1932 stellte Bing die Spielwarenfertigung ein.


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#17 von Eugen & Karl , 08.03.2012 13:49

Hallo,

wie schon unter # 11 gesagt, wäre die Herstellung eines solchen Luftschiffes durch Märklin auch in Sondergrößen und kleinen Auflagen nichts ungewöhnliches gewesen.

Der Serien- Artíkel "13806" kostete laut Gesamtpreisliste 1930 (verschickt am 20. November 1930) im Laden 30,-- RM. Der Preis änderte sich demnach nicht gegenüber dem Vorjahr 1929.

Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass bei dieser Zusammenstellung für Endverbraucher auch die "Aufhänge-Garnitur" mit der Stromübertragung, die Anschlußkabel und die Verpackung/Anleitung usw. enthalten sind (vergl. Selzer Herbstauktion 2011). Diese Komponenten bezog Kibri nicht.
Weiter gewährte Märklin bei den eigenen (Metallbaukasten-) Schaustücken laut dem Rundschreiben vom 26. Juli 1930 einen "Normalrabatt" und zusätzlich einen "Reklamezuschuß-Sonderrabatt" sowie freie Verpackung. Auch Kibri könnte von ähnlichen Konditionen profitiert haben.

Es würde mich nicht wundern, wenn das Luftschiff nicht doch von Märklin bezogen worden wäre.


Viele Grüße


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#18 von Dieter Weißbach , 15.03.2012 20:48

Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.

Hallo Bodo,

nach dem besseren Bild kann es durchaus sein, dass Kibri die Zeppeline bei Märklin einkaufte.

Das Thema scheint ja derzeit sehr in Mode zu kommen.

In der Bucht hat vor einigen Tagen jemand einen Zeppelin unter dem Titel
"Trix Blechspielzeug, ca 1930, Luftschiff mit drei Propellern" angeboten:

Werbung: http://www.ebay.de/itm/251011026663?ssPa...984.m1423.l2649

Man beachte den Endpreis für diese bemerkenswerte Schöpfung aus vier Suppendosen und eingen Blechresten


Viele Grüße aus Berlin, Dieter

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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#19 von Feniliro , 15.03.2012 23:23

wie kommt er darauf, dass dies von trix sei??

also ich finde, wenn ich sowas gebastelt hätte, würde ich mich auch freuen, und es irgenwo auf der anlage einbauen,

aber das als original von vor 45 auszugeben aus dem hause trix... ??

also ich kenn mich ja auch nicht gut aus, aber das sieht für mich wirklich nach den suppendosen aus...


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#20 von Dieter Weißbach , 15.03.2012 23:49

Zitat von Feniliro
wie kommt er darauf, dass dies von trix sei??



... keine Ahnung. TRIX hat nie Luftschiffe gebaut. Von Bing habe ich auch nichts gefunden, aber von Lehmann.

Ich hätte auch eher den Namen Märklin im Titel fallen lassen, dann hätte dieses Machwerk sicher 1.000 Euro gebracht


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#21 von Eugen & Karl , 16.03.2012 08:19

Hallo,

auch Bing hatte Luftschiffe im Angebot, allerdings nur vor dem ersten Weltkrieg.

Nachdem Märklin 1909 vorgelegt hatte, folgten 1910 im Bing Katalog

"I. NACHTRAG
zur Hauptpreisliste über
Feine Metallspielwaren.
Ausgabe
Mai 1910"

auf der Seite 455 ("Luftschiffe und Vögel") gleich 10 Modelle, darunter auch ein "Panzerluftschiff".

Außerdem gab es zwei Botanisierbüchsen in "Zeppelin-Form" und mit "Zeppelin-Dekor".

Leider wurde das Programm 1911 nicht weiter ausgebaut. 1912 kam es dann nicht mehr in den neuen Hauptkatalog.


Viele Grüße


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#22 von Fritz Erckens , 22.03.2012 17:01

Zum Thema hier ein Zeppelin-Foto aus dem Fotoalbum meiner Eltern. Es ist das Luftschiff "Graf Zeppelin" über Aachen im Jahre 1929.

Kaum zu glauben, daß es vor "nur" 83 Jahren noch solche Fluggeräte am Himmel gab.............








 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#23 von Dieter Weißbach , 22.03.2012 17:25

Hallo Fritz,

vielen Dank für die Aufnahme der LZ 127 Graf Zeppelin. Das Luftschiff war zu diesem Zeitpunkt gerade mal ein Jahr alt.


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#24 von Fritz Erckens , 23.03.2012 14:35

Hallo Dieter,

auch die beiden ZEPPELIN - Objekte möchte ich hier nicht vorenthalten. Habe auf einem Flohmarkt beides gefunden.

Attraktiv ist wohl das Deckelbild vom leider nicht vorhanden Zeppelin-Spiel "Im Luftschiff durch Deutschland" (nicht "über" Deutschland) aus der Jugendstilzeit.

Ganz lustig ist der Puppenstuben-Briefkasten, wobei es sich der im Luftschiff mitfahrende Postbote sehr bequem bei der Briefzustellung machte !!!!

Viele Grüsse von Aachen nach Berlin von F.E.




 
Fritz Erckens
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RE: Kibri und das Zeppelin-Fieber

#25 von Dieter Weißbach , 26.03.2012 00:40

Hallo Fritz,

Sonntag vor einer Woche hatte auf der Börse ich einen alten Zeppelin der Firma Lehmann aus Brandenburg an der Havel gesehen, ca. 18-20 cm lang.


Aufschrift: Zeppelin 651 Marke Lehmann


Die hintere Gondel scheint zu fehlen.

Die weiteren Aufschriften könnten lauten:
2-JAN-06 - 22-JAN-07
PAT-USA-12-MAI-03


Viele Grüße aus Berlin, Dieter


 
Dieter Weißbach
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